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Anycubic Photon Ultra – DLP 3D-Drucker im Test

Getestet von Lukas Winkel am
Vorteile
  • erstklassige Ergebnisse
  • überarbeitete Nutzeroberfläche
  • beeindruckende Technologie
Nachteile
  • Genauigkeit nicht bei 100%
  • kleiner Bauraum
  • besteht weitgehend aus Kunststoff
  • sehr teuer
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Anycubic Photon Ultra Test DLP 3D Drucker 3Schon mehrmals haben wir Euch vom Anycubic Photon Ultra berichtet. Der erste echte DLP 3D-Drucker für Endverbraucher ist seit dem 14. September und noch bis zum 14. Oktober über Kickstarter vorbestellbar. Für 499USD im Presale verspricht Anycubic noch bessere Genauigkeit, Langlebigkeit und Geschwindigkeit als bei den vergangenen Photon Geräten. Damit scheint das Unternehmen genau den aktuellen Bedarf getroffen haben, denn knapp 4000 Unterstützer haben bisher schon über 1.900.000€ zur Umsetzung beigetragen. Die Geräte werden zwar erst im Januar 2022 versendet. Wir haben von Anycubic aber schon ein Testgerät bekommen und verraten Euch hier, ob der 3D-Drucker hält, was er verspricht.

Design und Lieferumfang

Optisch erinnert der Anycubic Photon Ultra stark an seinen Vorgänger – den Photon Mono – oder auch die Elegoo Mars Geräte. Auf der Vorderseite ist das Logo und ein 3,5 Zoll großes Farbdisplay angebracht, über das der 3D-Drucker bedient werden kann. Rechts finden ein USB-Port, ein Power-Schalter, sowie ein Strom-Anschluss Platz. Links ist ein Lüftungsschlitz verbaut, gleiches gilt für die Rückseite. Die UV-Schutzhaube ist dieses Mal in Blau gehalten und schließt sauber, aber ohne Dichtung, mit dem Gehäuse ab. Die Basis bietet Platz für die Resin-Schale (VAT) und die Z-Achse.

Inklusive Haube erreicht der 3D-Drucker Außenmaße von ca. 22 x 23 x 38cm und wiegt 4kg. Das geringe Gewicht kommt von den Materialien, denn bis auf die Z-Achse besteht nahezu alles am Photon Ultra aus Kunststoff. Im Vergleich zu den Geräten von Elegoo oder auch dem Photon Mono X, die allesamt auf ein Metall-Gehäuse setzen, wirkt das Gerät doch etwas billig. Der Funktion tut das zwar keinen Abbruch: die Achse ist stabil, die Projektionsfläche kratzfest und alles in allem wackelt nichts. Bei dem Preis hätte es aber doch ein bisschen mehr sein dürfen.

Der Lieferumfang enthält (neben dem 3D-Drucker selbst) sämtliches benötigtes Werkzeug und genug Verbrauchsartikel für den Anfang. Konkret heißt das:

  • Drucker bestehend aus Basis, Resin-VAT, Plattform, UV-Haube und Netzteil
  • Je ein Spachtel aus Plastik und aus Metall
  • Inbus in verschiedenen Größen
  • Maske (1x), Handschuhe (3x) und Resin-Filter (5x)
  • USB-Stick
  • Bedienungsanleitung
  • Leveling Papier

Anycubic Photon Ultra Test DLP 3D Drucker 2

Im Vergleich zum Photon Mono X ist hier gut zu erkennen, dass Anycubic alles getan hat, um Kosten zu sparen und die neue Technologie möglichst günstig zu halten. Gespart wurde zum Glück an der richtigen Stelle, denn wirkliche Nachteile entstehen weder durch das Zubehör noch durch das Plastik-Gehäuse.

Hardware des Anycubic Photon Ultra

Moment… Neue Technologie? Endlich gibt es hier mal wieder etwas Neues zu erklären, denn das Verfahren, nach dem der Anycubic Photon Ultra funktioniert, unterscheidet sich fundamental von dem anderer Resin 3D-Drucker. Das Prinzip bleibt dabei das Gleiche: Das Druckbett in Form einer Metallplatte fährt kopfüber in einen Resin-Tank mit transparentem Boden. Dort wird eine einzelne Schicht in 2D mit UV-Licht belichtet, welche daraufhin aushärtet. Anschließend fährt das Druckbett ein winziges Stück nach oben und das Spiel beginnt von vorne. So entsteht Schicht für Schicht ein 3D-Objekt.

Interessant ist beim Anycubic Photon Ultra die Technologie, mit der diese Belichtung umgesetzt wird. Während die bisherigen Geräte nämlich allesamt auf LCD-Technologie setzten (also die Belichtung durch ein LC-Display mit UV-Hintergrundbeleuchtung), kommt im neuen 3D-Drucker echte DLP-Technologie zum Einsatz (Digital Light Processing). Dabei wird UV-Licht aus einer einzelnen Lichtquelle über viele kleine Spiegel auf die Unterseite der VAT projiziert. Der Vorteil dieser Technologie ist, dass keine UV-Hintergrundbeleuchtung und die entsprechende Kühlung mehr nötig ist, was einerseits Energie spart, insbesondere aber auch gut für die Lautstärke ist: Ganz ohne Lüfter ist der Anycubic Photon Ultra kaum noch zu hören.

Anycubic Photon Ultra Test DLP 3D Drucker 1

Ein Blick ins Innere: Hier ist die Linse des Projektors zu sehen.

Nachdem das Prinzip nun klar ist, kommen wir zu den harten Fakten. Der 3D-Drucker verfügt über einen Bauraum von 102 x 58 x 165 Millimeter, was einer Displaydiagonale von 4,6 Zoll entspricht. Die Auflösung liegt bei 720p, was im Vergleich zu den gängigen 3D-Druckern nach recht wenig klingt. In Relation zur Größe ist dieser Wert aber ausgezeichnet, zumal die DLP-Technologie – laut Hersteller – weniger Streulicht abgibt als LC-Displays es tun, sodass die finalen Ergebnisse noch einmal genauer sein sollen.

Die Z-Achse ist nunmehr nur noch an einer Schiene geführt – die letzten Geräte von Anycubic kamen mit zwei. Laut Hersteller liegt das daran, dass Kosten gespart werden sollen und es bei der geringen Größe keinen nennenswerten Vorteil einer zweifachen Führung gibt. So ist die Genauigkeit mit 0,01mm angegeben, die mögliche Schichtdicke bewegt sich zwischen 0,01 und 0,15mm. Je nach Einstellung benötigt der Anycubic Photon Mono zwischen 1,5 und 4 Sekunden Zeit, um eine Schicht auszuhärten.

Der Drucktisch besteht aus Aluminium und wurde per Laser mit einem Schachbrett-Muster versehen.

Anycubic Photon Ultra Test DLP 3D Drucker 5

Die Software – Photon Workshop

Auch der Anycubic Photon Ultra kommt mit der eigenen “Photon Workshop” Slicing-Software auf dem beiliegenden USB-Stick. Wie wir schon im Test zum Photon Mono X herausgefunden haben, ähnelt die Software stark dem gängigen Slicer “Chitubox“. In beiden Programmen lassen sich Druckobjekte skalieren, drehen, verschieben oder spiegeln. Weiterhin können sie direkt im Slicer ausgerichtet und dupliziert sowie mit einer Stützstruktur versehen werden.

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Photon Workshop

Mir persönlich gefällt Chitubox etwas besser, auf der Crowdfunding Seite verspricht Anycubic zum Glück, dass bei Auslieferung auch ein Profil für dieses Programm verfügbar sein soll.

So oder so wird die 3D-Datei in den Slicer geladen, positioniert und ggf. mit einer Stützstruktur versehen. Anschließend benötigt das Programm je nach Komplexität einige Sekunden bis Minuten zum Slicen. Gespeichert wird die vorbereitete Datei schließlich im .dlp Format – schon wieder etwas Neues.

Betrieb des Anycubic Photon Ultra

Kommen wir aber nun zum spannenden Teil: dem Praxiseinsatz. Wie bei allen anderen Geräten, die mit Resin arbeiten, ist es auch hier unbedingt notwendig, auf ausreichenden Schutz zu achten. Das bedeutet mindestens Handschuhe und eine gute Belüftung. Im Idealfall kommen auch eine Schutzbrille und ein Mundschutz zum Einsatz.

Erst, wenn das sichergestellt ist, kann es richtig losgehen. Der Aufbau gestaltet sich sehr unkompliziert, denn der Anycubic Photon Ultra ist zu 100% vormontiert. Nach dem Auspacken muss also nur das Netzteil eingesteckt werden und es kann direkt losgehen. Im ersten Schritt – der Vorbereitung – wird das Druckbett gelevelt. Dazu müssen die vier Schrauben am Druckbett gelöst werden. Anschließend lässt sich die Z-Achse über das Menü auf den 0-Punkt fahren. Mit einem Papier zwischen Projektionsfläche und Druckbett werden die Schrauben im Anschluss wieder angezogen, das war es schon.

Anycubic Photon Ultra Test DLP 3D Drucker 10Apropos Menü: Anycubic hat im Vergleich zu den vergangenen Geräten das Menü massiv überarbeitet. Die grafische Oberfläche sieht nun schlichter und deutlich weniger chaotisch aus als bei den vorherigen Geräten. Dazu kommen einige kleine Feinheiten in der Funktion: Das Druckbett fährt nach dem Leveln zum Beispiel auf Wunsch automatisch nach oben und muss nicht mehr manuell angehoben werden.

Ist der Leveling-Vorgang abgeschlossen, kann die VAT eingesetzt und mit Resin gefüllt werden. Anschließend, wird der Druckraum mit der bläulich transparenten Haube abgedeckt und über das Display lässt sich eine Datei vom USB-Stick abrufen. Mit einem Klick auf Play beginnt das Programm und es ist eigentlich nichts mehr zu tun. Toll ist die Möglichkeit, vor oder des Betriebes die wichtigsten Parameter zu ändern. So lässt sich unter anderem die Belichtungszeit anpassen, was besonders nützlich ist: anstatt nach einem verunglückten Druck am PC die Datei zu überarbeiten, kann der Nutzer die neuen Daten bequem am Drucker einstellen.

Während des Drucks kann der Anycubic Photon Ultra problemlos alleine gelassen werden. Da er ohne Lüftung auskommt, ist bis auf den Motor der Z-Achse auch nichts zu hören, was sehr angenehm ist. Mit an Bord ist übrigens auch eine Resume-Funktion, die den Druck bei Stromausfall pausiert und danach an der gleichen Stelle fortsetzt.

Anycubic Photon Ultra Test DLP 3D Drucker 11

Die eigentliche Arbeit beginnt leider erst, nachdem der Druck abgeschlossen ist. Weder Anycubic noch irgendeine andere Firma hat es bisher nämlich geschafft, die Schmiererei, die das Resin verursacht, zu verhindern. Zwar gibt es inzwischen Wash & Cure Stationen, doch wer so eine nicht hat, muss sich anderweitig behelfen. Zuerst wird also mit dem Kunststoff-Spachtel der Druck vom Drucktisch gelöst. Dieser ist bei diesem 3D-Drucker mit einem Schachbrett-Muster gelasert, das noch mehr Haftung haben soll, als das der vergangenen Geräte. Tatsächlich ist der Unterschied nur minimal und damit zu vernachlässigen. Anschließend kann das Objekt mit Isopropanol vom Resin befreit werden. (Tipp: das Lösungsmittel zusammen mit dem Druck in einen Gefrierbeutel geben, diesen zuhalten und vorsichtig schütteln). Zuletzt wird es zum Aushärten in die Sonne gestellt.

Druckqualität

Anycubic bewirbt den Photon Ultra mit einer besonders hohen Genauigkeit, obwohl er nur über ein 720p Display verfügt. Gerechtfertigt wird das mit der neuen Technologie, die nicht mit den älteren LCD-3D-Druckern vergleichbar sein soll. Was sich jedoch vergleichen lässt, ist der Eindruck der Ergebnisse. Hier kann das Gerät tatsächlich überzeugen. Die gedruckten Figuren sind hervorragend glatt, der Drucker kommt mit den feinsten Strukturen klar und einzelne Schichten lassen sich erst bei wirklich gutem Licht erkennen. Tatsächlich ist der Unterschied zu Drucken aus dem LCD-3D-Drucker aber minimal bzw. nicht vorhanden – hier liegt der Vorteil wohl eher in der Lebensdauer.

Anycubic Photon Ultra Test DLP 3D Drucker 12

Einen kleinen Haken gibt es bei der Genauigkeit dann doch. Zwar erreichen die Y- und Z-Achsen mit einer Abweichung von maximal 0,05mm am 2cm Kalibrierungs-Würfel den bisher von uns gemessenen Bestwert, die X-Achse kommt aber auf 0,25mm, was doch schon ganz schön viel ist. Ob das an der einzeln geführten Z-Achse liegt (die natürlich mehr Spiel nach links und rechts hat), am verwendeten Resin oder an der Projektion, lässt sich abschließend nicht klären. Fakt ist aber, dass die Drucke in unserem Testgerät minimal schmaler waren, als sie es hätten sein sollen.

Testergebnis

Getestet von
Lukas Winkel

An sich bin ich vom Anycubic Photon Ultra begeistert. Die Technologie ist absolut beeindruckend, die Ergebnisse sind (abgesehen von den kleinen Abweichungen) wirklich glatt und auch die Bedienung ist einfach.

Dennoch lässt mich der 3D-Drucker etwas ratlos zurück. Die Ergebnisse sind nämlich nicht besser als die der LCD-3D-Drucker, die wir bisher getestet haben: der Elegoo Mars 2 Pro, der Elegoo Mars 3 oder – aus eigenen Reihen – der Anycubic Photon Mono X. All diese Geräte bieten vergleichbare Ergebnisse, kosten aber entweder die Hälfte oder haben einen um Längen größeren Druckraum. Außerdem sind sie allesamt wertiger verarbeitet, was bei dem Kunststoff-Gehäuse des Photon Ultra keine Kunst ist.

Die Zielgruppe, die diesen ca. 450€ teuren 3D-Drucker wirklich braucht, ist also eine sehr Kleine: Entweder, Ihr seid absolute 3D-Druck Fans und wollt die neue Technologie selbst ausprobieren oder Ihr druckt sehr viel und lange, sodass Ihr von der (angeblich) längeren Haltbarkeit profitieren könnt. Selbst hier bleibt aber noch zu bedenken, dass der UV-Projektor im Gegensatz zu LC-Displays kaum reparierbar sein dürfte und dass der Bauraum mit 4,6 Zoll wirklich klein ist. Falls all diese Punkte kein Hindernis sind, könnt Ihr noch bis zum 14. Oktober die Crowdfunding Kampagne unterstützen (hier besteht immer ein Restrisiko, dass das Geld futsch ist) oder den Anycubic Photon Ultra ab Anfang nächsten Jahres gefahrlos in den gängigen Shops erwerben.

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HoMS87
Gast
HoMS (@guest_81538)
2 Jahre her

Hallo Lukas,
wo hast du denn das geniale Wolverine Modell her?
Hab selbst nen Elegoo Saturn und würde das gern auch mal drucken 😀

Gruß
Marc

Fabrizio
Gast
Fabrizio (@guest_90178)
1 Jahr her
Antwort an  HoMS

Hey wenn du die Datei hast kannst du sie mir bitte auch schicken😃

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