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Qualcomm stellt Snapdragon 460, 662 und 720G vor

Nachdem Qualcomm und MediaTek zuletzt ihre 5G-Offensive gestartet und Chips vorgestellt haben, die mit dem neuen Standard kompatibel sind, geht es jetzt erstmal einen Schritt zurück. In fast allen Ländern der Welt ist die Infrastruktur sowieso nicht gut genug ausgebaut, dass sich die Anschaffung eines 5G-fähigen Smartphones lohnen würde. Deswegen wird Qualcomm mit drei neuen Chips – jeweils einen im Einsteiger-, Mittelklasse- und gehobenen Mittelklasse-Bereich – weiterhin auf den Standard 4G LTE setzen.

Aktuelle Mobilfunk-Situation in Deutschland

Bevor wir uns die technischen Daten der Chips angucken, hier noch ein paar irgendwie erschreckende Zahlen. Die Telekom hat sich nämlich unter Vorbehalt vorgenommen, das 3G-Netz bis Ende 2020 abzuschalten. Bei Vodafone soll es zwischen 2020 und 2021 soweit sein und O2 hat sich bisher noch nicht so wirklich geäußert. Allerdings ist es auch dort nur eine Frage der Zeit, bis das 3G-Netz abgeschaltet werden wird.

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Bild von Michael Gaida auf Pixabay

Der Grund dafür ist einfach: Die vielen 3G-Antennen und deren Instandhaltung blockieren den Ausbau von 4G, das im Gegensatz zu 3G auch zum Telefonieren (VoLTE) verwendet werden kann. 2G bleibt bestehen, da dies der einzige Standard ist, in dem man quasi eine vollständige Abdeckung in Deutschland vorweisen kann.

Kein Problem, oder? Doch. Laut der Bundesnetzagentur waren 2018 107,5 Millionen Sim-Karten in Deutschland aktiv. Von denen funkten aber nur 50,5 Millionen im LTE-Netz. Das liegt natürlich an den Netzanbietern, die ihre 4G-Netze häufig nicht für MVNOs (Mobile Virtual Network Operator, also zum Beispiel Aldi Talk, Klarmobil etc.) freischalten. Als weiteren Grund sieht die Bundesnetzagentur aber die fehlende Verbreitung von 4G-fähiger Hardware an. Deswegen ist es wichtig, dagegen zu wirken. Und das tut Qualcomm mit den neuen 4G-Chips.

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Obere Mittelklasse: der Snapdragon 720G

Vorab: Die “Features” von Prozessoren sind immer mit Vorsicht zu genießen, da nicht zwingend jeder Hersteller, der den Chip verbaut, auch all diese Funktionen abrufen muss. Das hier dargestellte sind also die “Maximalwerte” und nicht zwingend das, was die Smartphones dann auch wirklich können. Und selbst als “Maximalwert” werden sie auch nicht immer verstanden – besonders kleinere chinesische Hersteller verbauen teilweise mehrere Kameras in Smartphones, deren Prozessor eigentlich nur einen Sensor unterstützt.

snapdragon 720Aber nun zum stärksten der drei neuen Modelle, den Snapdragon 720G. Das G steht bei Qualcomm für Gaming und soll die enorme Leistungsfähigkeit in 3D-Spielen und Entertainment-Apps verdeutlichen. Zu diesem “Qualcomm Snapdragon Elite Gaming” Feature-Bundle gehören unter anderem tolle Schlagworte wie “HDR Gameplay”, “Dynamische Farbanpassungen”, “realistische In-Game Umgebungen” und “High Quality Audio” (für den Artikel teilweise aus dem Englischen übersetzt). Was genau das nun bedeuten soll, dazu bleibt Qualcomm uns eine Antwort schuldig. Aber die Quintessenz des Gesagten ist wohl, dass der Snapdragon 720G ganz toll für Gamer sein soll.

Etwas handfester wird es dann doch noch. So werden Kamera-Auflösungen von bis zu 192 Megapixel (kombinierter Wert alles Sensoren am Handy) unterstützt und 4K-Videoaufzeichnung ist ebenfalls möglich. Bluetooth 5.1 ist ebenfalls an Bord und durch gleich zwei 4×4 MIMO-Antennen sollen Geschwindigkeiten ähnlich zu WiFi 6 möglich sein, das der neue Chip leider nicht unterstützt. Die AI-Einheit wird vor allem zum Energie sparen während der Wiedergabe von Musik oder anderen nicht rechenintensiven Aufgaben verwendet.

Für hoffentlich performanten Antrieb sorgen im Snapdragon 720G acht Kryo 465-Kerne, die mit bis zu 2,3 GHz takten. Die Adreno 610 GPU ist für grafische Aufgaben zuständig. Der Prozessor ist im acht Nanometer-Verhahren gefertigt. Der erste Hersteller, der den neuen Snapdragon 720G verbaut ist übrigen Realme (Zur Ankündigung).

Der 660er-Erbe: der Snapdragon 662

Der Qualcomm Snapdragon 660 ist ein Chip, der die Mittelklasse-Smartphones der letzten Jahre so geprägt hat wie kein anderer. Bereits 2017 ist er auf den Markt gekommen, es ist also Zeit für einen Nachfolger. Verbaut wurde der Snapdragon 660 in Smartphones wie dem Xiaomi Mi 6X, Mi 8 Lite, Mi A2, Mi Pad 4, Redmi Note 7 und diversen weiteren Geräten unter anderem von Samsung, ZTE, Nokia und Oppo.

Mittlerweile wurde der Chip aber von der Konkurrenz von MediaTek überholt, so ungern das manche auch hören. Mein Umidigi S3 Pro mit Helio P70 ist deutlich performanter als das Redmi Note 7 meiner Freundin. Das liegt sicherlich auch an MIUI, aber da auch die Benchmarks den subjektiven Eindruck untermauern, scheinbar nicht nur.

snapdragon 662Es wurde also Zeit für einen “richtigen” Nachfolger, die 7xx-Reihe ist ja doch in einer etwas anderen Klasse angesiedelt. Aber leider ist der Snapdragon 662 nur ein Mini-Update, das den Erwartungen an einen Leistungszuwachs nicht gerecht wird.

Verbaut ist nämlich grob dasselbe wie schon im Snapdragon 660. Acht Kryo 260 Kerne mit maximal 2 GHz Taktfrequenz, das gab es vorher schon genauso. Immerhin wurde die Adreno 512 gegen eine schnellere Adreno 610 ausgetauscht – beim Gaming sollten sich also Vorteile gegenüber dem älteren Chip zeigen.

Das verbaute Modem ist sogar schlechter als das aus dem Snapdragon 660. Es kommt das X11 LTE-Modem anstatt des X12, das vorher verbaut wurde, zum Einsatz. Dadurch sinkt der maximale Downlink von vorher 600 Mbps auf jetzt 390 Mbps. In der Praxis relevant ist dieser Unterschied wohl kaum. Immerhin wird jetzt neu auch Bluetooth 5.1 unterstützt.

Auf den ersten Blick ist der Snapdragon 662 also eine Enttäuschung, immerhin bietet er so gut wie keinen Mehrwert gegenüber dem Vorgänger und ist teilweise sogar schlechter. Vielleicht wird er für die Smartphone-Hersteller aber auch günstiger im Einkauf, sodass kommende Handys bereits für um die 100€ mit den Chip ausgestattet werden können. Das wäre eine positive Interpretation.

Das Einsteiger-Modell: der Snapdragon 460

snapdragon 460Der Snapdragon 460 soll neuen Wind in den Einsteiger-Markt bringen. Deswegen verbessert Qualcomm die Performance und die technischen Daten gegenüber den Vorgängern immens. Das soll laut Presseinformation für 70% mehr Leistung der CPU und 60% mehr Leistung der GPU sorgen.

Der Prozessor kommt übrigens mit acht Kryo 240 Kernen, die mit bis zu 1,8 GHz takten. Die Grafikeinheit (Adreno 610) ist dieselbe, die auch im neuen Snapdragon 662 zum Einsatz kommt. Das X11-Modem ist ebenfalls dem Snapdragon 662 entliehen.

Die sonstigen technischen Daten lesen sich genau wie die des großen Bruders, selbst Unterschiede im Detail sucht man vergeblich. Die Konnektivität und die maximale Kamera-Ausstattung wurde also auf das aktuelle Mittelklasse-Niveau angehoben, nur die Performance des Prozessor dürfte schwächer ausfallen als die des Snapdragon 662.

Unsere Einschätzung

Neue Chips sind immer etwas schönes, immerhin sind die meisten Hersteller von Qualcomm und co. abhängig und können technisch nur so viel liefern, wie durch die Spezifikationen des Chips möglich ist. Neue Prozessor-Generationen setzen also immer einen gewissen Rahmen, was für Technik man in den Smartphone-Modellen der Zukunft erwarten darf.

Besonders der Snapdragon 460 ist ein Schritt nach vorne, den wir sehr begrüßen. In der unteren Preisklasse ist MediaTek nämlich derzeit stärker aufgestellt. Der Snapdragon 662 ist im Gegensatz zum Snapdragon 660 aber kein wirklicher Fortschritt. Das hatten wir auch schon beim Snapdragon 665 zu bemängeln.

Quellen


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Manfred
Gast
Manfred (@guest_58350)
4 Jahre her

“… blockieren den Ausbau von 4G, das im Gegensatz zu 3G auch zum Telefonieren (VoLTE) verwendet werden kann.”

Bitte wie meinen?
Mit 3G soll man nich telefonieren können?

Manfred
Gast
Manfred (@guest_58382)
4 Jahre her
Antwort an  Benjamin Kalt

Man kann über 3G telefonieren. ? Der Betreiber *kann* den voice call Core-seitig auch ins 2G schicken oder das Handy macht aufgrund schlechter 3G-Versorgung den Handover ins 2G.
Tatsächlich ist 4G (und 5G) nicht für CS Services ausgelegt, nur PS.

Manfred
Gast
Manfred (@guest_58391)
4 Jahre her
Antwort an  Benjamin Kalt

Die Bezeichnung “HD voice” bei 3G war Marketing-Sprech. Die Technik dahinter ist AMR-WB, ein Audiocodierungsstandard.

IgorB
Gast
Igor (@guest_58345)
4 Jahre her

Ist der 720G jetzt besser als der Alte 730- 730G ?

IgorB
Gast
Igor (@guest_58344)
4 Jahre her

Die Modellreihe der SoCs von Qualcomm ist ja noch komplizierter als die Modellreihe von Samsung.
Und paar der SoCs sind sowas von Unnötig muss man sagen.
Wozu bringen die immer noch die 6xx reihe wenn die schon bei der 7xx angekommen sind.

IgorB
Gast
Igor (@guest_58396)
4 Jahre her
Antwort an  Benjamin Kalt

Die 7xx klasse ist aber sehr groß, und vielfältig mittlerweile.
Es gibt genügend SoCs in der 7xx klasse die man auch für die Mittelklasse einsetzten kann, und wenn es nicht recht dann kann Qualcomm ja neue 7xx für die Mittelklasse rausbringen so wie sie es ja auch machen.
Also, Wozu bringen die immer noch die 6xx reihe wenn die schon bei der 7xx angekommen sind ?

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