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Qidi X-Plus 3 3D-Drucker im Test

Getestet von Lukas Winkel am
Vorteile
  • Unterstützung für viele Filamente
  • unglaubliche Druckgeschwindigkeit möglich
  • Einhausung und beheizter Bauraum
  • Klipper Firmware
  • zwei Hotends im Lieferumfang
  • hochwertiges Zubehör
Nachteile
  • hoher Preis
  • ungünstig positionierter Filament-Behälter
  • Druckergebnisse für die Preisklasse mangelhaft
  • Reperatur nur sehr schwierig möglich
  • Übersetzung des Systems mangelhaft
  • keine Resume-Funktion bei Stromausfall
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Viele 3D-Drucker haben wir bei Chinahandys schon getestet, doch in der Preisklasse des Qidi X-Plus 3 waren wohl die wenigsten von ihnen. Dabei ist das Gerät mit einem Preis von 850€ für die Leistung noch sehr preiswert – behauptet zumindest der Hersteller. Der Grund dafür ist die Technik, die im Gerät verbaut ist: CoreXY Struktur, beheizbarer Bauraum, Carbon-Führungsschienen und Klipper Firmware, um nur einige zu nennen. Dank dieser Features sind auf dem Papier Druckgeschwindigkeiten vonQidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 16 bis zu 600mm/s möglich – mehr als doppelt so viel wie beim AnkerMake M5 (zum Test), der auch schon wirklich schnell war. Gedacht ist der Qidi X-Plus 3 folglich für den anspruchsvollen Heim-Nutzer und kleinere Unternehmen, die regelmäßig drucken müssen. Ob das Gerät diesen Aufgaben gewachsen ist und was für einen Einfluss die hohen Geschwindigkeiten auf die Druckergebnisse haben, finden wir in diesem Test heraus.

Aufbau und Lieferumfang

Geliefert wird der Qidi X-Plus 3 in dem wohl größten Karton, den ich bisher bekommen habe. Gut gepolstert kommt das Gerät an und muss zunächst von Schichten aus Kunststoff befreit werden. Die Anleitung und ein USB-Stick liegen oben auf. Sämtliches Zubehör ist im Inneren des Geräts verstaut, zunächst muss dieses also aus dem Karton. Dazu ist gut zu wissen: Ungefähr in der Mitte hat der 3D-Drucker an den Seiten Tragegriffe, mit denen er sich leicht aus dem Karton heben lässt.

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 1Ferner solltet Ihr unbedingt auf die Anleitung achten. Laut dieser muss nämlich lediglich der im Bauraum verstaute Karton entnommen werden, anschließend soll das Gerät direkt angeschlossen werden. Die eigentliche Aufbauanleitung erscheint dann beim ersten Hochfahren auf dem Monitor. In dieser wird erklärt, wo welche Kabelbinder durchtrennt werden müssen, was noch angeschlossen werden muss und wie der erste Druck gestartet wird. Diese Anleitung auf dem Display war für mich, der nun schon ein gutes Dutzend 3D-Drucker aufgebaut hat, komplett ungewohnt. Entsprechend habe ich das Gerät schon vor dem ersten Einschalten montiert und mich dabei über die fehlende Anleitung geärgert. Etwas überrascht war ich dann, als das Display mich mit ebendieser Anleitung begrüßte. Vollständig ist diese allerdings auch nicht, denn die Montage der Filament-Kammer wird ebenso wenig erklärt wie die Bedienung des Touchscreens. An sich ist die Idee der integrierten Schritt-für-Schritt-Anleitung also klasse, in der Umsetzung hapert es jedoch noch. Eine zusätzliche gedruckte/digitale Anleitung zum späteren Nachlesen hätte sicher auch nicht geschadet. Alles in allem dauerte der Aufbau des Qidi X-Plus 3 deshalb ca. eine halbe Stunde.

Konkret zu tun gab es dabei allerdings nicht sonderlich viel: Kabelbinder entfernen und Fixier-Schrauben für das Hotbed lösen, Filament-Kammer anbringen, Deckel aufsetzen und (allerdings erst nach dem ersten Druck) Hotend tauschen (dazu später mehr).

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 4

Der Lieferumfang weiß mit durchweg hochwertig verarbeitetem Zubehör zu begeistern. Mit dabei sind:

  • Der 3D-Drucker selbst inklusive installiertem Stahl-Hotend
  • Die Filament-Kammer
  • Ein zweites Hotend aus Kupfer-Aluminium-Legierung
  • 500 Gramm PLA Filament
  • Werkzeug (3x Inbus, Maulschlüsse, Schraubendreher, Nozzle-Reinigungs-Nadel, Spachtel)
  • Strom- und Netzwerkkabel
  • USB-Stick
  • Klebestift
  • Trocknungsmittel
  • Tütchen mit Ersatzteilen

Hardware des Qidi X-Plus 3

Da der Qidi X-Plus 3 auch für den kommerziellen Einsatz gedacht ist, ist er entsprechend massiv. Konkret misst er 51 x 60 x 63 Zentimeter (inkl. Filament auf der Rückseite und Abdeckung oben) und wiegt 19,5 Kilogramm. Das Gerät ist komplett eingehaust, entsprechend sind die Führungsschienen im Inneren des Gehäuses angebracht. Zum Einsatz kommt hier eine CoreXY Struktur. Das bedeutet, X- und Y-Achse sind oben im 3D-Drucker fest auf einer Ebene montiert. Um diese zu bewegen, nutzt das Gerät zwei Schrittmotoren und eine komplexe Führung der Zahnriemen, die auf Präzision und Geschwindigkeit optimiert ist. Dabei bewegt sich die komplette X-Achse auf zwei Führungsschienen links und rechts die Y-Achse entlang. Die X-Achse besteht nicht aus Metall, sondern aus “abtragsresistentem Carbon“. So wird ca. 1kg Gewicht eingespart, was ebenfalls zu der extremen Maximalgeschwindigkeit von bis zu 600mm/s beiträgt. Das Druckbett wird links und rechts ebenfalls von zwei Schrittmotoren betrieben und bewegt sich so auf der Z-Achse. Es fährt zu Beginn ganz nach oben und senkt sich dann für jede Schicht ein Stückchen ab. So ergibt sich ein Bauraum von 28 x 28 x 27cm. Dieser ist mit einem LED-Band schön hell beleuchtet.

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 15

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 14Dank der Einhausung ist das Gerät komplett beheizbar. Dazu steht im Inneren ein Lüfter zur Verfügung, der den Bauraum auf bis zu 65°C aufheizen kann. Auch das Druckbett ist selbstverständlich beheizt und erreicht Temperaturen von bis zu 120°C. Es besteht aus einer Heiz-Platte und einer beidseitig nutzbaren magnetischen “HF-Platte”, auf der Drucke problemlos haften.

Insgesamt bringt es der 3D-Drucker auf eine Leistung von 800 Watt. Dazu stehen gleich zwei Netzteile zur Verfügung: Eines mit 350W und eines mit 450W. Welches davon wofür eingesetzt wird, verrät Qidi nicht.

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 21Die Kabelführung im Inneren ist vernünftig und die Verarbeitungsqualität ist gut, wenn auch nicht überragend. Es sind für diese Preisklasse überraschend viele Teile aus Plastik. In Teilen ist das verständlich (wir denken an das geringe Gewicht für die Geschwindigkeit), bei feststehenden Teilen wären aber hochwertigere Materialien schön gewesen. Teilweise werden Schrauben direkt in den Kunststoff gedreht – auch das haben wir von anderen Herstellern schon besser gesehen. Mein Highlight war, dass mir beim Aufbau bereits eine Schraube entgegenfiel. Eine wichtige Funktion scheint sie nicht zu haben, bis heute weiß ich aber nicht, wo sie hingehört.

Definitiv ein Nachteil ist der gesamte Aufbau des 3D-Druckers. Alles ist so fest und verschachtelt ineinander geschraubt, dass er sich im Zweifel nur aufwendig reparieren lassen dürfte. Darauf weisen auch die Aufkleber auf dem Gerät hin, nach denen sich die Carbonstäbe der X-Achse nicht tauschen lassen.

Extruder

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 13Der zweite Grund für die hohe Geschwindigkeit ist der Extruder des Qidi X-Plus 3. Er ist nicht nur möglichst leicht designt, sondern auch höchst performant. Konkret handelt es sich um einen Direct Drive Extruder mit einer 9,5 zu 1 Übersetzung. Die Hotends heizen auf bis zu 350°C auf. Das erlaubt einen besonders hohen Durchsatz von bis zu 35mm³ pro Sekunde – der dritte Punkt, der auf die hohe Geschwindigkeit einzahlt.

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 5Die Hotends? Genau – Qidi liefert das Gerät nicht nur mit einem, sondern mit zwei verschiedenen Hotends aus. Vormontiert ist die Variante mit Nozzle aus gehärtetem Stahl (links im Bild). Sie ist besonders robust und eignet sich so für Filamente, die abrasive Inhaltsstoffe haben (z. B. Glasfaser, Carbon etc.). Für “normale” Filamente steht ein weiteres Hotend aus Kupfer-Aluminium-Legierung zur Verfügung (z. B. ABS oder PLA), das etwas genauer ist. In Kombination mit dem beheizten Bauraum eignet sich der Qidi X-Plus 3 so für eine Vielzahl von Filamenten, an denen andere 3D-Drucker oft scheitern. Konkret nennt Qidi PLA, ABS, ASA, PETG, TPU, PET-CF, PA12-CF, PC, UltraPA und Nylon.

Die Nozzle hat bei beiden Hotends einen Durchmesser von 0,4mm. Alternativ ist der 3D-Drucker jedoch auch mit 0,2; 0,6 und 0,8mm großen Nozzles kompatibel. Die Genauigkeit hat Qidi mit +-0,1mm angegeben, das scheint in der Praxis auch realistisch.

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 29Ebenfalls am Extruder angebracht ist ein induktiver Näherungssensor. Damit ist der 3D-Drucker ausgerüstet für eine Auto-Leveling-Funktion. Das Hotbed muss dazu nicht verstellt werden (das ist auch nicht möglich). Stattdessen wird mit dem beiliegenden Leveling-Papier einmalig in der Mitte die passende Höhe eingestellt. Anschließend fährt der Sensor 16 Punkte ab und speichert das Höhenprofil ab. Während des Drucks werden so eventuelle Unebenheiten ausgeglichen.

Filamentführung

Die Aufbewahrung des Filaments ist zwar durchdacht, die Umsetzung geht jedoch komplett am normalen Verbraucher vorbei. Aufbewahrt wird das Filament in einer luftdicht verschließbaren Rolle, in der außerdem ein Tank für Silica-Gel oder anderes Trocknungsmittel untergebracht ist. So können auch empfindliche Filamente sicher gelagert und verwendet werden.

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 11

Aus dem Filament-Tank führt ein Bowden-Schlauch erst in den Filament-Sensor (der übrigens standardmäßig deaktiviert ist) und anschließend in das Innere des 3D-Druckers zum Extruder.

Ziemlich unglücklich ist die Positionierung des Tanks: Er ist auf der Rückseite angebracht und lässt sich auch nur schwer abnehmen. Der Qidi X-Plus 3 sollte also von beiden Seiten zugänglich aufgestellt werden, oder Ihr müsst Euch darauf einstellen, ihn zum Filamentwechsel zu drehen. Die letzte Option wäre, den Tank umzubauen, sodass er auf der Seite hängt.

Display des Qidi X-Plus 3

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 18Das Display des 3D-Druckers ist auf der Vorderseite oben ins Gehäuse eingelassen. Es misst 5 Zoll und löst mit 800 x 480 Pixel auf. Damit ist es recht groß und hochauflösend genug für eine angenehme Bedienung. Das Touchscreen funktioniert ebenfalls weitgehend ohne Probleme. Die Oberfläche ist an sich auch in Ordnung. Etwas Raum für Kritik lässt jedoch die deutsche Übersetzung. Diese stammt deutlich erkennbar aus dem Google Übersetzer. Das führt zu lustigen Meldungen, wie “Sparen” anstatt “Speichern” (Englisch: Save) und einigen anderen Punkten, die zum Nachdenken anregen. In der Preisklasse hätte Qidi hier gerne ein paar Euro für einen professionellen Übersetzer ausgeben dürfen.

Steuerung

So viel Technik will natürlich vernünftig gesteuert werden. Dazu kommt bei Qidi kein normaler Mikrocontroller zum Einsatz, den günstigere 3D-Drucker nutzen. Stattdessen wird der X-Plus 3 von einem 64-bit Prozessor betrieben. Dieser setzt auf eine Cortex-A53 Architektur, taktet mit 1,5GHz und kann auf 8GB EMMC ROM sowie 1GB DDR3 RAM zugreifen. Die Motoren werden mit den bekannten TMC2209 Treibern gesteuert. Auf diesem Chipset läuft im Qidi X-Plus 3 die noch recht unbekannte Firmware Klipper. Ursprünglich entwickelt wurde sie für den Einsatz auf 8 Bit Mainboards vor einigen Jahren. Solche Drucker konnten (und können noch immer) zusammen mit z. B. einem Raspberry Pi betrieben werden. Der performante Computer übernimmt dabei die Berechnung der Schritte und gibt die Befehle an das 3D-Druck-Board weiter, das nur noch die Umsetzung steuert. So wird viel Rechenleistung gespart, was schlussendlich der Geschwindigkeit zugutekommt. In diesem 3D-Drucker ist der leistungsstarke Chip direkt eingebaut, Berechnungen werden also schneller durchgeführt. Dies ist der vierte und letzte Punkt, der auf die hohe Druckgeschwindigkeit des Geräts einzahlt.

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 20

Mit Klipper stehen noch viele weitere Möglichkeiten zur Verfügung. So lässt sich der 3D-Drucker zum Beispiel vom PC aus steuern und aufgrund eines anderen Aufbaus lassen sich einfach Änderungen einpflegen. Ein Beispiel ist der freie USB-Port auf dem Mainboard (hinten im Gehäuse). Andere Nutzer berichten z. B., darüber Kameras angeschlossen zu haben, deren Bild anschließend am PC eingesehen werden kann. Auch darüber hinaus bietet Klipper viele Funktionen, die das Drucken erleichtern. Zwar ist die Community hier noch nicht so groß, wie etwa bei Marlin, wer aber bereit ist, tiefer in die Thematik einzusteigen, bekommt hier ein tolles System.

Software – Qidi Print und Fluidd

Vom beiliegenden USB-Stick, oder auch von der Qidi Website lässt sich “Qidi Print” herunterladen. Die Software basiert auf Cura und unterstützt alle Qidi 3D-Drucker. Entsprechend wird sie regelmäßig aktualisiert und ist zukunftssicher.

Qidi Print Software

Der Gebrauch der Software ist recht intuitiv und vergleichbar mit Cura. Zunächst lässt sich das Objekt in den Bauraum laden. Mit den Einstellungen links lässt es sich verschieben, skalieren, drehen, spiegeln und mit Support versehen. Rechts wird der 3D-Drucker angezeigt. Wer seinen X-Plus 3 in das Heimnetzwerk eingebunden hat, der kann hier das entsprechende Gerät auswählen, um Drucke direkt aus dem Slicer zu starten. Darunter lassen sich verschiedene Profile auswählen, die sich in Schichtdicke und Geschwindigkeit unterscheiden. Zur Verfügung stehen Extra High, High, Fine und Quick. Auch benutzerdefinierte Profile lassen sich freilich erstellen. Darunter steht eine Vielzahl an Material zur Verfügung. Je nach Material sind die entsprechenden Werte bereits hinterlegt. Die Einstellungen gleichen den Cura Einstellungen. Je nach Auswahl werden nur die nötigsten oder sehr umfangreiche Einstell-Möglichkeiten angezeigt. Unten bietet sich zuletzt die Möglichkeit, den Druck auf einem Datenträger zu speichern oder – falls die WiFi-Verbindung aktiv ist – ihn direkt zu starten. Daten werden als .gcode Datei ausgegeben, es ist also auch problemlos der Einsatz von anderen Slicern möglich.

Fluidd Klipper 3D

Ein Überwachen des Drucks, wie wir es zum Beispiel vom Anycubic Slicer kennen, ist hier nicht vorgesehen. Dafür gibt es jedoch das “Klipper Control UI” Fluidd. Den Tipp dazu habe ich erst auf Nachfrage vom Qidi Support erhalten – in der Anleitung ist die Software nirgends erwähnt. Um darauf zuzugreifen, verbindet Ihr den 3D-Drucker mit Eurem Netzwerk, öffnet einen Browser und gebt anschließend die IP-Adresse Eures Druckers, gefolgt von “:10088” ein (z. B. 192.168.250.131:10088). Daraufhin öffnet sich die Fluidd Oberfläche mit einer Vielzahl an Möglichkeiten: So könnt Ihr dort Drucke starten, Geschwindigkeit, Fluss, Temperaturen und Lüfter anpassen und gleichzeitig den aktuellen Status einsehen. Wer tiefer in der Materie steckt, kann hier auch eigene Befehle eingeben, die oben bereits genannte Kamera einbinden oder Code des 3D-Druckers anpassen.

Der Qidi X-Plus 3 in der Praxis

Nach dem etwas umständlichen Aufbau gelingt die Bedienung des Geräts leicht. Das Leveling ist innerhalb weniger Minuten erledigt, danach muss nur noch das Filament geladen werden. Wie eingangs beschrieben, ist das wirklich keine leichte Aufgabe. Das liegt daran, dass die Filament-Kammer auf der Rückseite angebracht ist. Die Taste für den Einzug ist aber natürlich vorn auf dem Touchscreen. Das bedeutet, in jedem Fall ist entweder das Filament oder das Display bei der Bedienung nicht zu sehen, was einfach sehr unpraktisch ist. Dazu kommt, dass die Positionierung generell unglücklich gewählt ist – den 3D-Drucker vor einer Wand zu betreiben ist so ziemlich aufwendig. Es ist sicher möglich, die Filament-Kammer auf die Seite zu verlegen, etwas Bastel-Arbeit sollte dafür jedoch eingeplant werden.

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 24

Ein cooles Feature ist übrigens das kleine Cutter-Messer, das knapp oberhalb des Hotends an einem Knopf befestigt ist. Mit diesem lässt sich das Filament einfach durchschneiden und entnehmen. Ganz fertig gedacht ist das aber nicht, denn geschnitten wird unter den Zahnrädern. Um das Filament zu entfernen, müssen diese also digital gedreht werden. Das funktioniert aber nur, wenn das Hotend erhitzt ist, sich das Filament also ohnehin herausziehen lassen würde. Beim Filamentwechsel heizt das Hotend außerdem auf 280°C auf, bevor sich der Extruder dreht. Für PLA ist das eigentlich viel zu viel, darunter verweigern die Zahnräder aber ihre Arbeit. Ändern lässt sich diese Temperatur nicht.

Wer mit dem Standard-Material bessere Ergebnisse erzielen möchte, sollte das Hotend auf die Kupfer-Aluminium-Version wechseln. Dazu muss zunächst hinten die Abdeckung des Extruders abgeschraubt werden (vier Schrauben). Die Abdeckung vorn ist nur gesteckt. Hier ist beim Entfernen Vorsicht geboten, denn sie sitzt sehr fest, die Ärmchen sind allerdings nur aus Kunststoff und wirklich schmal. Sobald die Abdeckung entfernt ist, können hinten drei Steckverbindungen gelöst werden: Ventilator, Hotend und Thermometer. Anschließend lässt sich das Hotend selbst mit zwei Schrauben vorn lösen und herausnehmen. Mit weiteren zwei Schrauben wird der Ventilator gelöst und am neuen Hotend wieder montiert. Anschließend folgen alle Schritte in umgekehrter Reihenfolge, um das Hotend wieder zu montieren. Die Kabel sind farbig markiert, sodass sie nicht verwechselt werden. Auch sonst ist der Vorgang recht einfach und in ca. 10 Minuten erledigt.

Kommen wir nun zum eigentlichen Gebrauch. Wer den Qidi Print Slicer oder Fluidd nutzt, kann nach Einrichten der WiFi-Verbindung direkt vom PC Druckaufträge an den X-Plus 3 schicken. Alternativ können Dateien vom USB-Stick abgerufen und gestartet werden. Beides funktionierte im Test ohne Probleme, wenn man mal von den Übersetzungen absieht. Warum Qidi hier nicht in einen Übersetzer investiert hat, ist mir ein Rätsel.

Das Aufheizen dauert für 800 Watt Leistung ungewöhnlich lange. Bis das Druckbett von Raumtemperatur auf 100°C ist, vergehen gut und gerne mal 3 bis 5 Minuten. Das Hotend erwärmt sich dafür aber schnell.

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 25Während des Drucks (unabhängig von der Start-Methode) lassen sich die Temperaturen für Hotend, Druckbett und Druckraum direkt am 3D-Drucker anpassen. Außerdem lässt sich dort das Licht einschalten und die Lüfter-Geschwindigkeit regulieren. Auch der Filament-Sensor muss eingeschaltet werden, das ist er werksseitig nämlich nicht. Das funktioniert allerdings nur vor dem Druck im Menü des Geräts.

Ein großer Nachteil des Qidi X-Plus 3 ist definitiv die Lautstärke. Obwohl das Gerät eingehaust ist und hochwertige Materialien zum Einsatz kommen, ist es doch recht laut. Das liegt zum einen an den vielen Lüftern, die im Betrieb drehen, aber auch an der hohen Geschwindigkeit, die für sehr viele Vibrationen sorgt. So ist der 3D-Drucker selbst im Nebenraum noch gut zu hören. Die angegebene Geschwindigkeit von 600mm/s wurde im Test übrigens kaum erreicht. Die voreingestellten Werte im Slicer erreichen selbst mit dem “Quick” Profil maximal 300mm/s. Für gute Ergebnisse bei voller Geschwindigkeit ist laut Qidi ein spezielles Filament nötig, das aber noch nicht im Verkauf ist.

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 28Nach dem Druck bleibt das Gerät eingeschaltet, es offenbart sich ein weiterer Übersetzungsfehler und auch die Lüfter drehen weiter. Eine Stand-by-Funktion wäre in dieser Preisklasse wünschenswert gewesen. Gleiches gilt übrigens auch für eine Resume-Funktion bei Stromausfall. Dieses Feature, das inzwischen selbst 200€ Geräte haben, ist beim Qidi 3D-Drucker nicht implementiert. Die Drucke lassen sich leicht vom Druckbett lösen. Falls es einmal schwerer geht, lässt sich dieses auch biegen und im schlimmsten Fall hilft der beiliegende Spachtel. Im Test gab es jedoch nie Probleme damit – Drucke haften gut und lassen sich doch leicht entfernen.

Insgesamt war der Einsatz des Qidi X-Plus 3 zwar machbar, aber definitiv kein Plug-and-play-Erlebnis, wie versprochen. Direkt zu Beginn hatte ich Probleme mit einer verstopften Nozzle. Die richtigen Einstellungen zu finden, ist auch gar nicht so leicht (das zeigt sich auch gleich bei den Druckergebnissen). Schlussendlich sind aber doch akzeptable Drucke möglich, wobei in meinem Test keiner mit den Elegoo Neptune 3 (zum Test) Modellen oder dem AnkerMake M5 (zum Test) mithalten konnte. Außerdem sehr lobenswert zu erwähnen ist der Qidi Support. Diesen findet Ihr über die E-Mails, die auf dem Drucker angebracht sind oder auch bei Skype. Hier bekam ich stets eine schnelle und unkomplizierte Hilfe (zumindest während der Arbeitszeiten in China). Davon berichten auch andere Nutzer, das scheint also kein Einzelfall zu sein.

Druckergebnisse mit dem Qidi X-Plus 3 3D-Drucker

Die Druckergebnisse waren zu Beginn des Tests eher ernüchternd. Dabei ist nicht zu vergessen, dass hier teilweise mit unglaublichen Geschwindigkeiten gedruckt werden kann. Ein Benchy in 15 Minuten ist schon beeindruckend. Letztlich sollte – insbesondere im gewerblichen Betrieb – das Ergebnis aber auch vernünftig sein. Das war hier zu Beginn leider nicht der Fall. Das PLA Filament im Test zog Fäden – unabhängig von der Temperatur. Obendrein war klar zu erkennen, dass der Ventilator nur einseitig gut kühlt – auf der Rückseite waren alle Benchys deutlich ungenauer als vorn. Der Wechsel zu einem anderen PLA hatte kaum einen Einfluss, daran kann es also nicht liegen. Zu einem konkurrenzfähigen Ergebnis fehlt folglich noch eine ganze Schippe Qualität (insbesondere zu sehen am Eiffelturm).

Qidi X Plus 3 Pro 3D Drucker Test 30

Die Ergebnisse mit dem mitgelieferten ABS-GF zogen keine Fäden, dafür gab es hier Schwierigkeiten mit den Übergängen. Die Oberfläche ist im Überhang-Bereich schlicht rau. Teilweise sieht es nach Overextrusion aus, teilweise aber auch nach Underextrusion. Ich habe verschiedene Temperaturen durchprobiert und sogar Test-Dateien vom Support zugeschickt bekommen. Dennoch war das Benchy in ABS-GF immer nahezu unbrauchbar. Gleiches gilt für andere Modelle, wie zum Beispiel den Fucktopus. Mit mehr Zeit lässt sich hier sicher mehr herausholen, ohne einen großen Erfahrungsschatz wird das aber definitiv schwer.

Insgesamt sind die Ergebnisse also enttäuschend. Selbst bei langsamen Geschwindigkeiten konnte das Gerät nicht mit der Leistung deutlich günstiger 3D-Drucker mithalten.

Testergebnis

Getestet von
Lukas Winkel

Der Qidi X-Plus 3 lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. An sich handelt es sich sicher um ein gutes Gerät: dank beheiztem Bauraum, hohen Maximaltemperaturen, gutem Druckbett uvm., eignet sich das Gerät für eine Vielzahl an (auch komplexen) Filamenten. Auch die Geschwindigkeit ist einfach beeindruckend. Wenn der 3D-Drucker auf Vollgas läuft, sehen die Bewegungen aus wie im Zeitraffer. Auch der Preis ist mit aktuell 850€ fair im Vergleich zu anderen 3D-Druckern, die einen beheizten Bauraum haben und vergleichbare Geschwindigkeiten erreichen.

Weniger überzeugen konnten mich jedoch die Ergebnisse. Egal, ob schnell oder langsam, PLA oder ABS und bei verschiedenen Temperaturen: Fast immer haben die Modelle Nasen, ziehen Fäden oder sitzen nicht eben aufeinander. Dazu kommen die schlechte Übersetzung, die falsch positionierte Filament-Kammer und der massive Einsatz von Kunststoff – all das ist einem Gerät in dieser Preisklasse in meinen Augen nicht würdig.

Wenn Ihr also hauptsächlich PLA verarbeiten wollt und Euch ein Plug-and-play-Erlebnis wichtig ist, rate ich Euch vom X-Plus 3 ab. Stattdessen empfehle ich Euch die Elegoo Neptune 3 Serie. Für den Fall, dass Ihr etwas mehr ausgeben könnt und Wert auf die hohe Druckgeschwindigkeit und andere Features legt, ist der AnkerMake M5 die bessere Option.

Der Qidi X-Plus 3 ist hingegen die richtige Wahl für Euch, wenn Ihr unbedingt verschiedene Materialien drucken müsst, Euch Geschwindigkeit wichtiger ist als Qualität und Ihr bereit seid, Zeit zu investieren, um alles perfekt einzustellen und zu testen.

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Marcus
Gast
Marcus (@guest_101958)
5 Monate her

Zunächst mal vielen Dank für den ausführlichen Test. Ich möchte aber in einem Punkt klar widerspreche:
Ich habe den Qidi nun ausführlich genutzt und bin von der Qualität sogar extrem positiv überrascht. Einfaches, günstiges Basic PLA bei 300mm/sec in 0,12 Schichthöhe hat bei mir das bisher beste Druckergebnis (optisch & haptisch) seit 5 Jahren Hobby “3D Druck” ergeben.

MildFact
Gast
MildFact (@guest_96626)
11 Monate her

Ich finde das dieser Test eher mangelhaft war bzw. ist.

Man ist nur sehr oberflächlich auf den Drucker und dessen Funktionen eingegangen.

Wenn der bereits vorhandene Slicer ein brauchbares Profil vorgibt und nach etwas Kalibrierung des Filaments das ding startet, erreicht man auch entsprechende Ergebnisse.

Auch das indirekt ein vergleich mit *bedslingern* gemacht, halte ich für unpassend.

Giulio
Gast
Giulio (@guest_96498)
1 Jahr her

Danke für den informativen Test! War sehr angenehm zu lesen

Nicolas
Gast
Nicolas (@guest_96494)
1 Jahr her

Nach dem Review von Clough42 und dem Test hier, habe ich meine Vorbestellung storniert. Die Lagerung der Z-Achsen ist für diesen Preis eine absolute Frechheit. Ich verstehe auch nicht, warum Qidi hier ein solchen Potenzial verschenkt. Dann verzichte ich lieber auf die aktive Bauraumheizung und warte auf die ersten Tests zum Creality K1. Der macht jedenfalls eine solidere Figur den Bildern nach zu urteilen.

man from planet marzipan
Gast
man from planet marzipan (@guest_96515)
1 Jahr her
Antwort an  Nicolas

Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen das du den Qidi XC-Plus 3 schon testen konntest. Vermute allerdings du hast dir bei Youtube ein Video angeschaut. Erst wenn man den Drucker selber ausfühlich testen konnte, kann man sich ein adäquates Urteil erlauben.

Nicolas
Gast
Nicolas (@guest_96516)
1 Jahr her

Ich habe auch nicht behauptet das ich ihn getestet habe. Der Plus kann aktuell auch nicht mehr bestellt werden aufgrund der Probleme.

Zitat Qidi :

We are aware of the problems with the X-Plus 3 and we are rectifying them and making sure that the X-Max 3 is well-established when it ships.

Informiere dich besser bevor du solche Kommentare verfasst.

Silvester van Zand
Gast
Silvester van Zand (@guest_99735)
8 Monate her

Also ich hab seit ein paar Tagen einen X Plus, allerdings ist das schon eine andere Variante, als der oben getestete. Also das Benchy sieht TipTop aus, da gibts nix. Ich habe auch nur ganz normal kalibriert, kein Flow, E-Step usw. Der kann out of the box schon gut drucken. Die Übersetzung ist jetzt einwandfrei und das Vieh läuft auch mit dem Orca Slicer sehr gut. Laut ist er auch nur, wenn man PLA mit Vollgas druckt, weil er dann alle Lüfter auf 100% laufen und der Deckel offen ist. Wenn man ABS, ASA und Co druckt ist er deutlich… Weiterlesen »

Mr.Lehmann
Gast
Mr.Lehmann (@guest_100882)
6 Monate her

Danke für die Ergänzung. Dann ist das die verbesserte Version. Der Test müsste in der Überschrift deutlich machen, dass er nicht mehr ganz zu Anfang ausgelieferten Modelle entspricht. Und den Qidi mit einem Bettschubs Drucker zu vergleichen ist schon gewagt.

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