Zollfreigrenze gekippt – Deutsche Post meldet Neuerungen ab 2021
Den europäischen Staaten gehen jedes Jahr Milliarden an Steuereinnahmen flöten, weil vornehmlich chinesische Händler Pakete unter der Zollfreigrenze deklarieren. Das sind Schätzungen zu Folge um die 150 Millionen Pakete pro Jahr. Damit will die EU Komission nun endlich Schluss machen. Die geschaffene Freigrenze von 22€ wird laut der deutschen Post zum 01. Januar 2021 (Update: der Termin wurde auf den 01. Juli 2021 verschoben) entfernt und Einfuhrumsatzsteuer fällt dann für jedes Paket aus “Nicht-EU Staaten” ab dem ersten Cent Warenwert an. Als weitere wichtige Gründe für die Abschaffung nennt die EU Komission einen fairen Wettbewerb zwischen aus- und inländischen Versandhändlern.
Die aktuelle Zollfreigrenze
Die aktuellen Regelungen, die auf jeden Fall noch dieses Jahr 2020 gelten, findet ihr in unserem ausführlichen Zollartikel. Grundsätzlich gilt dieses Jahr, dass auf sämtliche Gadget-Bestellungen mit einem Warenwert (Artikelwert + Versand) unter 31,30€ keine Einfuhrumsatzsteuer in Rechnung gestellt wird. Das gilt aktuell durch den geringeren Steuersatz von 16%. Mit den normalen 19% Einfuhrumsatzsteuer beträgt die Freigrenze in Deutschland 26,30€. Das liegt einfach daran, dass unter 5€ keine Beträge kassiert werden, wie es im weiteren Verlauf des Artikels noch genauer erklärt wird. Die bislang geltende EU-weite Regelung befreit allerdings nur bis 22€ (Warenwert + Versand) von der Umsatzsteuer, um in ganz Europa den enormen Bürokratieaufwand zu reduzieren. Genau diese Regelung soll nun gekippt werden und Umsatzsteuer wird ab dem ersten Cent (Warenwert + Versankosten) berechnet – das schreibt nun zumindest die Deutsche Post auf dieser Seite.
Aber aus den Informationen der deutschen Post ergeben sich letztendlich mehr Fragen, als dadurch beantwortet werden. Die Auskunft des deutschen Zolls verwies uns einfach auf die eigene Webseite und diese Informationen würden aktuell gelten. Da gibt es nämlich unter anderem den §11 (Kleinbetragsregelung), der Folgendes besagt: ”
Gebühren von weniger als 5 Euro je Einzelfall werden nicht erhoben“. Das hat auch gute Gründe, denn Beträge unter diesem Wert zu kassieren, würde wahrscheinlich ein Minusgeschäft bedeuten. Ob dieser Paragraph nun auch gekippt werden soll, ist eine ganz andere Frage.
China Versand nun am Ende?
Wie das Ganze nun in der Praxis ablaufen soll, bleibt völlig unklar. Versandarten wie EU-Priority-Line sind von der Neuregelung ohnehin nicht betroffen. Aber alle Schneckenpost Bestellungen über Aliexpress, DHGate und Co. könnten einen Gang zum Zollamt erfordern. Damit würde die EU eine enorme Bürokratie lostreten, die weder dem Zoll noch dem Endkunden irgendeinen Vorteil bringt. Für Endkunden würden Kleinstbestellungen aus China durch den höheren Aufwand wohl keinen Vorteil mehr bringen. Aber schon jetzt sind die IPZs (internationale Postzentren der deutschen Post) maßlos überfordert mit der Verzollung. Zu Stoßzeiten sind Wartezeiten von 2 bis 3 Wochen keine Seltenheit. Neben den üblichen Stichproben bei Kleinstsendungen müsste von nun an jedes kleine Paket verzollt werden, was logistisch wohl kaum möglich sein sollte.
Sobald der deutsche Zoll sich offiziell zu Wort meldet, wird dieser Artikel entsprechend ergänzt. Bis Ende des Jahres ändert sich vorerst aber nichts, soviel ist auf jeden Fall schonmal sicher. Was dann 2021 passiert, steht aktuell noch in den Sternen. Wie der Wegfall der Zollfreigrenze in der Praxis gehandhabt werden wird, ist noch nicht abzusehen.
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Es wird faktisch eine Freigrenze von €5,20 geben, weil erst ab 100 Cent Steuer erhoben wird. Ich habe gleich mal eine Email an DHL geschickt, in denen Ich denen untersagt habe für mich zum Zwecke der Gebührenerhebnung zu verzollen. Ja, das war die Wortwahl 😉 . Bei €1,42 für den Liter E10, und hohen 3,8l/100km mit dem Roller, sind es für die 40km hin und 40km zurück zum Zollamt in Köln Wahn (hier ist es doch Wahn, oder? Oder können die das z.B. zum Zoll nach Düren schicken lassen?) €4,32. Da fahre Ich lieber 2-3h um der DHL keine €6… Weiterlesen »
In der ct 12/2021 steht, dass ab 1.7.2021 die neue Freigrenze faktisch bei 5,23 Euro liegt, weil Abgaben unter 1 Euro nicht erhoben werden., Waren das nicht bisher 5 Euro und was zur faktischen Freigrenze von 26 Euro führte?
Irgendwie muss man ja unauffällig mehr und mehr Steuern aus dem Vieh Rauspressen ??
Ich hab mich schonmal als Selbstverzoller angemeldet, sonst kassiert dann auch noch die Post mindestens 6€ für jede Bestellung extra!
Hey, da bist du aber etwas vorschnell :). Die Auslagepauschale ist ein Thema von 2018 und wurde “meiner Erfahrung nach” noch nie erhoben. Entweder man holt seine Ware beim Zollamt ab oder man bekommt es einfach an die Haustür geliefert. Selbstverzoller ist eher was für Unternehmen und auch da funktioniert das “noch” nicht.
Beste Grüße
Jonas
Quatsch…
Die Ausschlagenpauschale wurde in der Regel erhoben. Kann ich sagen, da ich oft genug 6 € am Post-Auto gelassen habe bis ich mich als Selbstverzoller angemeldet habe.
Hey, aus welchem Land hast du bestellt? Und wo wohnst du? Vielleicht gibt es da Unterschiede :).
beste Grüße
Jonas
Lasst uns mal am Stichtag jeder 10 Nagelclipser einzeln für jeweils 11 Cent bestellen, um dem Zollamt zu zeigen, was wir von dem neuen Bürokratie-Akt halten! Wer macht mit?
Die gehen ja durch, weil unter 1 Euro Steuer, also €5,20 Betrag keine Steuer erhoben wird.
dann machen eben aliexpress,gearbest usw. eben mehr versand aus dem eu-gebiet da sie hier ja schon versandlager haben. somit dürfte der schuß mit dem steuern nach hinten losgehen .
Wenn deutsche Händler nicht das dreifache verlangen würden von den Waren, die sie selbst aus China importieren, dann würden deutlich weniger selbst bei Aliexpress und Co kaufen. Ich seh es einfach nicht ein, das x-fache hier für ein und denselben Artikel zu zahlen.
Du warst anscheinend noch nie selbstständig. Das 3-4fache muss man nehmen um deine Kosten zu decken.
Welche “Kosten”? Die “Kosten” hängen doch vom Luxuswillen desjenigen ab, der sie festlegt. Weil die Person meint, sie müsse jedem Monat 3.000, 4.000, 5.000… 10.000 für sich persönlich verdienen. Weil die Person meint, eine Limousine für mindestens 50k zum “repräsentieren” fahren zu müssen. Oder zwei mal im Jahr reisen. Oder ein Eigenheim. Etc. etc. etc.. Eine Videoleuchte die ich in China mit Versand für 15 Euro kriege, kostet hier eher ab 40 Euro aufwärts. Für das identische Produkt. Was würden drei der billigen Schwanenhals-USB-Leuchten kosten? Auf Ebay doch mindestens €1 oder €2 aus China inkl. Porto Auf Ali 9 Cent,… Weiterlesen »
Thema seit März 2020 bekannt und wird wohl auch kommen.
Es wird einfach mehr Stichproben geben, ob die weiterhin 5€ Grenze unterschritten ist oder falsch deklariert würde.
Bringt niemand was, da es im Endeffekt durch die erhöhten Kontrollen einen wesentlich Mehraufwand geben wird, der die Länder zu massiven Mehrkosten zwingt und gleichzeitig das Handelsvolumen sinkt. Dann wären aus fehlenden Millionen pro Monat plötzlich fehlende Milliarden. Das merkt spätestens Ende 2022 die EU und muss zurück rudern.
Warum gewisse Leute denken, dass es woanders billiger ist,nur weil sie direkt in China bestellen und erkennen nicht, dass es keinen Verbraucherschutz gibt für sie.
Ali etc. haben sehr gute Reklamation, wenn etwas nicht OK ist.
Und bei vielem unter 22 Euro ist Gewährleistung für 2 Jahre nicht nötig.
Z.B. Kühlergitter, oder Mini-Grabber/Bananen-Kabel oder Pinzetten etc..
Die sollten lieber mal dafür sorgen, dass Großkonzerne wie Amazon und Apple überhaupt Steuern zahlen. Mit einer Bürokratie-Armada Kleinsbeträge bei Privatkunden abzukassieren ist ja wohl wiedermal die völlige Verar*****. Ich bestelle alles bei Aliexpress, weil es günstiger ist und meine Kohle auch eher ein kleinere Händler geht. Deutsche Händler haben doch genpgend Wettbewerbsvorteile wie Gewährleistung und den schnellen Versand. Warum man hier nun einen Riegel vorschiebt erschließt sich mir einfach nicht. Aber wie wir ja wissen sind die chinesen sehr erfinderrich und neue Wege und Möglichkeiten für den Versand werden selbst im Worst-Case nicht lange auf sich warten lassen.
Ob die Regelung so sinnvoll ist, sei mal dahingestellt. Aber – ehrlicherweise sollten wir alle (schließe mich nicht aus) uns bewusst sein, dass wir mit unseren diesbezüglichen Einkäufen China stärken und uns (Deutschland / EU ) schwächen. Wer sich etwas für Wirtschaftspolitik interessiert, kann das bereits feststellen. Interessant wird, was das langfristig für uns bedeuten wird…
Wenn sie es so haben wollen, dann bekommen sie eben hunderte Bestellungen mit einem Gesamtwert von 58,73 zu kontrollieren 🙂
Unter €5,20 wird es weiterhin einfach durchgeschickt.
Jede Sendung wird vom Zoll erfasst, bis 1 € Mehrwertsteuer
werden nicht eingezogen, aber die Auslagenpauschale der DHL in Höhe von 6
Euro wird trotzdem fällig. So kostet ein 1,50 € Artikel ( incl. Versand
) letztendlich 7,50 €. So zumindest eine Anfrage beim Zoll und auch DHL. Also vorbei mit China shopping bzw. Bestellungen.
Hey Klaus, das ist so nicht ganz richtig. Laut DHL fällt die Auslagenpauschale nicht an für “Sendungen, für die vom Empfänger keine Einfuhrabgaben zu entrichten sind.” Unter einem Euro gibt es auch keine Einfuhrabgaben. Aber wir dürfen alle gespannt sein, was im Juli passiert. Dass der Zoll jedes Paket checkt, ist personell nicht möglich. Ein Großteil der Sendungen kommt ohnehin als Inlandspaket (EU Paket) zu uns. Ein Dienstleister übernimmt den Import und der Kunde bekommt nur ein Inlandspaket, bzw. ein Paket aus der EU.
Beste Grüße
Jonas
Das der Zoll nicht jedes Paket checkt mag schon sein aber die Postmitarbeiter in dem IPZ in Frankfurt vermutlich schon. Ich kann mir einfach nicht vorstellen dass diese Geringsendungen einfach durchgewunken werden. Aber bin auch sehr gespannt wie das dann ab 1. Juli laufen wird.