Der Joyor S5 E-Scooter ist nach dem Test des Joyor Y8-S (zum Test) der zweite E-Scooter der Firma, den wir getestet haben. Während der Y8-S das Langstreckenmodell von Joyor ist, kann der Joyor S5 auch im Gelände eingesetzt werden und ist somit für den Offroad-Einsatz geeignet. In diesem Test nehmen wir nun den Joyor S5 Offroad E-Scooter genauer unter die Lupe.
Der Joyor S5 hat eine Straßenzulassung (ABE) für Deutschland, breite 10 x 3 Zoll Reifen, eine Vorderrad- und Hinterradschwinge zur Federung (wie man sie auch im Motorrad beim Hinterrad kennt). Er hat zwar nicht den extrem fetten Akku des Y8-S, aber der 624 Wh (48V, 13 Ah) ist für einen E-Scooter immer noch groß und soll nach Herstellerangabe für 40-55 km ausreichen.
Lieferung und Aufbau
Der Joyor S5 kommt als normales Paket, perfekt und sicher verpackt im Karton zu euch nach Hause. Eine Montage ist fast nicht erforderlich. Den Joyor S5 aus der Verpackung nehmen. Lenker aufklappen, Lenkkopf festschrauben, fertig. Nachdem der Akku aufgeladen ist, kann es losgehen. Zumindest theoretisch – bitte auf keinen Fall ohne Versicherungskennzeichen losfahren. Der Joyor S5 ist beim Kraftfahrtbundesamt zugelassen und mit der ABE Nummer P424 gelistet. Mit der ABE-Nummer kann man bei seiner Versicherung ein Versicherungskennzeichen bestellen. Bei mir war es nach drei Tagen da. Hinten unter das Rücklicht geklebt und los geht’s.
Zum Lieferumfang des Joyor S5 gehört:
- der E-Scooter fertig zusammengebaut mit allen Teilen (Lenkkopf muss noch festgeschraubt werden)
- Ladegerät mit deutschem Anschlusskabel
- Multitool mit Inbusschlüsseln
- Ersatzschlauch
- Ersatzreflektor
Technische Daten des Joyor S5
- Scheibenbremse vorn und hinten (mechanisch per Seilzug)
- elektronische Motorbremse
- 500W Heckmotor
- 48V 13Ah (624 Wh) Akku / Ladezeit 6-7 Stunden
- 120 kg Zuladung
- 21 kg Eigengewicht
- Federung über Vorder- und Hinterradschwinge
- Reichweite ca. 40-55 km
- Reifen 10 x 3 Zoll
- Geschwindigkeit 20 km/h
Joyor S5 im Videotest
Das Video wurde mit einem Oppo Find X7 (zum Test) und der Ton mit einem Rode smartLAV+ Lavalier Mikrofon aufgenommen.
Praxistest und Fahrverhalten
Mit meinen 175 cm Körpergröße und Schuhgröße 45 stehe ich gut auf dem Joyor S5. Durch das breite Trittbrett kann ich meine Füße gerade so nebeneinanderstellen, oder auch hintereinander. Meistens hatte ich den hinteren Fuß quer zum vorderen, um durch Gewichtsverlagerung leichter lenken zu können. Durch die Federung war ich natürlich auf Geländegängigkeit bedacht und so ging es auch schnell in den Wald und durch Pfützen. Die Kombination mit der Federung vorne und hinten, mit den groben, dicken, luftgefüllten Reifen hat mir dabei ausgezeichnet gefallen.
Offroad-Fähigkeiten des Joyor S5
Man kann mit dem Joyor S5 durchaus mal ins Gelände fahren. Auch eine normal hohe Bordsteinkante kann man mit den 14 cm Bodenfreiheit problemlos rauf- und runterfahren. Die Fahrstufen sind mit 1 – 10 km/h, 2 – 16 km/h und 3 – 20 km/h gut abgestimmt. Spaß machen besonders die 20 km/h, wobei es im Praxistest sogar 22 km/h waren. Der Joyor S5 hat einen kräftigen 500 W Motor und man kann damit dann auch kleine Steigungen mit 20 km/h hochfahren. Zum Anfahren muss man den Joyor S5 “antreten”, d.h. die ersten Zentimeter wollen erst einmal manuell bewegt werden und dann fängt der Motor an zu fahren. Erst relativ gemütlich, dann setzt die volle Kraft ein. Dadurch bedingt ist das Anfahren an einem Berg auch nicht so ganz einfach.
Bedienung und Beleuchtung
Die Bedienung ist gut angeordnet, sowohl die Displaybedienung links, als auch Klingel und Bremshebel. Auf der rechten Seite dann wieder Bremshebel und der Gasgriff. Beim Gasgriff ist es so, dass dieser auch eine stufenlose Regulierung der Geschwindigkeit zulässt. Das Display ist übersichtlich und zeigt die Geschwindigkeit, den Akkustand, die Fahrstufe und den Tageskilometerzähler an. Auch an eine Anzeige für das eingeschaltete Licht ist gedacht worden. Leider ist das Display bei Sonneneinstrahlung fast nicht mehr abzulesen. Einen Gesamtkilometerstand gibt es auch, dieser wird jedes Mal nach dem Einschalten für ein paar Sekunden angezeigt. Eine App für zusätzliche Funktionen wie z.B. eine Diebstahlsicherung gibt es leider auch nicht.
Tipp zur Diebstahlsicherung – der Joyor S5 hat keine großen Öffnungen für eine dicke Kette. Bevor man ein Fahrradschloss kauft, sollte man ausmessen, was man wo noch durchziehen kann. Ein Stahlseil ist z.B. gut geeignet.
Die Beleuchtung ist vorn wie hinten kräftig, aber bauartbedingt viel zu tief angeordnet. Damit man in der Nacht im Straßenverkehr nicht übersehen wird, würde ich mit einem Helm fahren, der vorn und hinten eine Beleuchtung hat.
Auf den zwei Bildern oben habe ich mal als Vergleich ein E-Bike die Straße ausleuchten lassen. Hier sieht man deutlich, dass dem Joyor die Reichweite vorn etwas fehlt, dafür ist der Scheinwerfer zu niedrig angebaut.
Beim Bremsen muss man sich daran gewöhnen, dass die Motorbremse sofort relativ hart einsetzt, was den Joyor S5 aber auch sehr zügig zum Stehen bringt.
Die Abmessungen sind gar nicht so klein, wie ich es für einen E-Scooter erwartet hätte. In meinen Honda Jazz hat er aber gerade so noch hineingepasst.
Der Klappmechanismus ist einfach und wird mit einem Hebel gesichert. Danach kann man den Joyor kinderleicht transportieren. Na ja, ganz so leicht, wie es auf dem Bild aussieht, ist es dann doch nicht. Man möchte die 21 kg sicher nicht eine weite Strecke schleppen.
Reichweite und Laden
Der große Akku mit seinen 624 Wh hat mich auf 22 km/h mit wenigen Steigungen, aber kräftigem Gegenwind und etwa 4°C kaltem Wetter 36 km weit kommen lassen. Bei den widrigen Verhältnissen ist das ein ausgezeichneter Wert und ich halte die angegebenen 40-
55 km bei Sommerwetter, ohne Gegenwind und ohne Steigungen für realistisch. Die Akkustandanzeige schwankt je nach Belastung des Motors leider insbesondere am Ende sehr stark. Die Ladezeit des entladenen Joyor S5 Akkus hat dann auch knapp 7 Stunden gebraucht, aber bei der Reichweite kann man den Akku ja in Ruhe über Nacht aufladen. Geladen wird der Akku im eingebauten Zustand über eine kleine Ladebuchse an der Oberseite im Trittbrett. Diese ist noch mit einer Schutzkappe gesichert. Eine Ladeanzeige gibt es nur mit Rot/Grün Anzeige, den eigentlichen Ladestand sieht man ungünstigerweise nicht.
Testergebnis
Der Joyor S5 kann durch seine einwandfreie Geländetauglichkeit, saubere Verarbeitung, großem Akku und kräftigem Motor überzeugen. Die Motorbremse ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, bringt einen aber schnell zum Stehen. Der Klappmechanismus ist ausgereift und der Lenker lässt sich schnell und sicher einklappen. Das Design mit den orangefarbenen Schwingen zur Federung von Vorder- und Hinterrad sieht toll aus und funktioniert hervorragend.
Zu den Kritikpunkten gehören für mich die fehlende App, die fehlende Ladekontrollanzeige und die stark schwankende Akkustandanzeige. Und dann ist da je nach Fahrzeug noch der breite Lenker, der zusammen mit der Länge des Joyor S5 so manchem Kleinwagenbesitzer das Verstauen im Heck erschwert.
Wem der Joyor S5 zu teuer ist, dem wäre als Alternative hier noch der deutlich günstigere ISINWheel E9 (hier zum Test) für den Stadtverkehr zu nennen. Wer auf eine brachiale Reichweite auf Asphalt und Stadtverkehr aus ist, der kann sich den Joyor Y8-S (zum Test) genauer anschauen.
Insgesamt der Joyor S5 ein toller E-Scooter, der sich keinerlei große Schwächen leistet und mit seinem tollen Design auch schick aussieht. Für unter 600€ bekommt der E-Scooter von mir eine Kaufempfehlung und wird auch in die Bestenliste der E-Scooter einsortiert.
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