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LeEco: Aufstieg und Fall des beliebten chinesischen Smartphone-Herstellers

Als ich mich angefangen habe für Chinahandys zu interessieren, war LeEco einer der großen Namen. Lange habe ich überlegt, mir das Le Max 2 zu bestellen. Gründe dafür waren das schier unglaubliche Preis-/Leistungsverhältnis. Das gerade einmal gut 200€ teure Smartphone hat in unserem Testbericht eine Wertung von 92% erhalten. Entwickler haben das sehr beliebte Modell noch lange mit neuen Custom Roms versorgt.

Das LeEco Le Max 2 hat Joscha im Februar 2017 getestet. Es folgte noch das Ende 2017 vorgestellte Le Pro 3 Elite (zum Testbericht), das bei uns eine Wertung von 90% absahnen konnte. Im Jahr 2018 war es dann aber leider vorbei, es gab keine neuen Smartphones von LeEco mehr. Was ist passiert?

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Quelle: Walter Grassroot, Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/User:Walter_Grassroot. Zuschnitt angepasst.

Die Geschichte von LeTV und LeEco

LeEco Marken LogosDas Unternehmen LeTV wurde im November 2004 von Jia Yueting gegründet und betreibt den Video on Demand-Dienst le.com. Le.com war einer der ersten und zeitweise einer der größten chinesischen Anbieter in dieser Branche und hatte 2015 eine Marktkapitalisierung von 15 Milliarden US-Dollar. Zu den Hochzeiten des Dienstes sollen 300 Millionen Menschen le.com genutzt haben. Neben dem Video-Dienst wurden von einem Tochterunternehmen außerdem mehrere Fernsehgeräte produziert und verkauft. Als drittes großes Produkt ist die LeCloud zu nennen, die 2015 mit Microsoft Azure fusioniert ist.

Mittlerweile sieht es schlecht aus für le.com – so heißt LeTV mittlerweile. Im Juli 2017 hat sich der Gründer Jia Yueting aus der Firma verabschiedet, 2018 drohte dann ein sogenanntes Delisting vom Shenzhen Stock Exchange. Der Grund für den erzwungenen Rückzug von der Börse waren negative Vorhersagen über die Finanzen des Unternehmens. Im April 2019 wurde das Unternehmen von zwei Investment-Managern verklagt und musste 1,4 Milliarden Yuan (175 Millionen Euro) nachzahlen.

Am 14. Mai 2020 wurde le.com dann tatsächlich von der Börse in Shenzhen entfernt. Von 5.389 Mitarbeitern in 2016 sind nur noch 247 übrig geblieben, die das operative Geschäft irgendwie am Laufen halten. Ein großer Teil der aktuellen Einnahmen wird durch den Handel mit Lizenzen für chinesische Dramen erzielt. Vom einst glorreichen Unternehmen ist nicht mehr viel übrig.

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Große Visionen: Jia Yueting und sein Projekt Faraday Future

Der Gründer der Firma Jia Yueting hat früh Interesse an der Elektro-Mobilität verkündet und 2014 das Unternehmen Faraday Future gegründet. Dieses ist zwar eine direkte Tochter von seinem chinesischen Unternehmen, der Hauptsitz befindet sich aber in Kalifornien. Die zugehörige Internetseite ff.com ist zwar noch online, Jia Yueting hat aber im Oktober 2019 Insolvenz angemeldet. Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass le.com der größte Geldgeber von Faraday Future war und selber in finanziellen Schwierigkeiten steckte.

Wegen der Probleme von le.com hat die chinesische Regierung Jia Yueting 2017 zurück nach China beordert. Diesem “Befehl” ist er bis heute nicht gefolgt, anfangs mit der Begründung, sich um sein amerikanisches Unternehmen Faraday Future kümmern zu wollen. Die chinesische Regierung hat seine Konten eingefroren. Yueting hat 3,6 Milliarden US-Dollar Schulden, das kalifornische Gericht für Insolvenzverfahren versucht ihm und seiner Firma Faraday Future wieder auf die Beine zu helfen. Das ist bisher nicht geglückt, das Gericht bezeichnet ihn als einen nicht vertrauenswürdigen Menschen. Ungefähr zu dieser Zeit hat sich auch seine Frau Gan Wei, eine chinesische Schauspielerin, von ihm getrennt.

Aktuell scheint Jia Yueting sich immer noch in Kalifornien aufzuhalten und hat seine enormen Schulden bei verschiedenen chinesischen Unternehmen nicht zurückgezahlt. Der Aufforderung, nach China zurückzukehren, ist er bis heute nicht gefolgt.

Die Smartphone-Marke LeEco und die “gescheitertste” Expansion aller Zeiten

LeEco wurden von Jia Yueting als Tochterunternehmen im Jahr 2011 gegründet. Die Firma ist nicht wirklich eine Smartphone-Marke, LeMobile war nur einer von vielen Geschäftszweigen von LeEco. Die Firma war unter anderem für die Produktion der ersten le.com Original-Serie verantwortlich, die lange vor der ersten Netflix Original-Produktion veröffentlicht wurde. Außerdem war LeEco teilweise als Holding für weitere Tochterunternehmen, zum Beispiel Faraday Future verantwortlich.

Das erste Smartphone war dann das LeEco Le 1, das im September 2014 erschienen ist. Es folgten ein Dutzend weiterer Modelle, bis das Unternehmen mit LeREE nach Russland expandieren wollte. Die Expansion ist gescheitert, das Ladengeschäft in Moskau wurde nach kurzer Zeit wieder geschlossen. Versprochen wurden über 500 Ladengeschäfte in ganz Russland, die niemals realisiert wurden.

LeEco Le 2 GoldKurz darauf wurde eine Expansion in die USA angestrebt. Große Shows zur Präsentation wurden durchgeführt, die aber nie wirklich reibungslos funktioniert haben. Extrem hohe Investitionen waren nötig, unter anderem zwei Milliarden US-Dollar für eine teilweise Übernahme des TV-Herstellers Vizio, die bis heute nicht über die Bühne gegangen ist. Vizio hat LeEco wegen der gescheiterten Übernahme sogar verklagt.

Die Expansion war ein riesiger Fehlschlag, der eine Menge Geld gekostet hat. So wurde über Umwege Land im Silicon Valley für ungefähr 250 Millionen US-Dollar gekauft, das nie Verwendung gefunden hat. Außerdem wurden Top-Manager von Samsung und Google verpflichtet, die aber nie wirklich managen konnten, da sie immer auf die Anweisungen der Chefs aus China hören mussten. LeEco zog sich nach nur einem halben Jahr aus den USA zurück.

Dabei ist LeEco ein Musterbeispiel dafür, dass gute Produkte nicht alles sind. Die LeEco Smartphones waren seit dem ersten Modell brachiale Preis-/Leistungsmonster, die sogar Xiaomi in den Schatten gestellt haben. Allerdings hat das schlechte Management trotz guter Produkte den Karren an die Wand gefahren.

Wie geht es mit LeEco weiter?

All das sollte gezeigt haben, wie eine Reihe sehr teurer Fehlentscheidungen und gescheiterter Expansionen und Investitionen die Unternehmen hinter den LeEco-Smartphones nahe an den Bankrott getrieben hat. Der Größenwahn des Firmengründers hat Millionen oder sogar Milliarden Dollar gekostet und aktuell ist es eigentlich einzig und allein das ehemalige Kerngeschäft, also das Streaming von Video-Inhalten, das noch ein bisschen Geld abwirft.

Die letzte neue Smartphone-Vorstellung von LeEco ist gut drei Jahre her. Seitdem liegt die Marke auf Eis, nur der ehemalige Partner Coolpad hat die Marke noch ein bisschen am Leben gehalten. Das Coolpad Cool 1 ist eine exakte Kopie des LeEco Le 3. Die nächste Generation unter dem Coolpad-Branding war aber schon eigenständig und von LeEco losgelöst. Auch um diese Marke ist es aber mittlerweile still geworden. Die Smartphone-Sparte von LeEco ist also definitiv tot. Wir rechnen nicht mit neuen Smartphones der Marke, diese Ära ist ein für alle mal Vergangenheit.

Der Größenwahn des Unternehmens hat gut laufenden Sparten, wie eben den Smartphone-Bereich LeMobile, nachhaltig beschädigt und deren Ressourcen verschlungen. Hätten sich le.com, LeEco und LeTV nicht im großen Stil verspekuliert und Abermillionen Dollar aus dem Fenster geschmissen, würde es heute vielleicht noch Handys von LeEco geben. Mittlerweile hat Xiaomi wohl die Position von LeEco als global agierenden, chinesischen Technologie-Konzern eingenommen.

Hattet ihr mal eine Smartphone von LeEco? Welche Erinnerungen verknüpft ihr mit dem Gerät und vermisst ihr den ehemaligen Technologie-Riesen?

Quellen


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TT-Saber
Gast
TT-Saber (@guest_94995)
1 Jahr her

Ich besitze auch zwei Le Pro 3. Das eine davon seit 7 Jahren! Mehrfacher Display und Akkuwechsel lassen das Gerät auch heute noch leben. Das andere ist ein Ersatzgerät falls ersteres kaputt geht. Super Teil.

Der einzige Nachteil den ich sehe ist, dass es nicht 100% Wasserdicht ist und es aufgrund der Hardware kein Update auf Lineageos 19+ geben wird.

Jetzt muss ich mir bald ein neues Handy suchen. Nicht weil irgend etwas daran verkehrt wäre, sondern weil die Software Sicherheitstechnisch nicht mehr ausreicht.

Joschbo
Autor
Team
Joscha(@joschbo)
1 Jahr her
Antwort an  TT-Saber

Du bist eine Legende! Danke für diesen Kommentar. Der freut mich wirklich ganz besonders 😉

Daniel
Gast
Daniel (@guest_72929)
3 Jahre her

Ich besitze nunmehr im 5. Jahr ein LePro3 und kann nur sagen, es ist immer noch ein super Gerät.
Der Akku hält mindestens 2 Tage, die Versorgung mit Custom-Rom’s ist nach wie vor ausgezeichnet, GCam-Mods laufen und erzeugen klasse Fotos.
Mein Favorit bezgl. des ROM ist AICP, man arbeitet mittlerweile an der Version 16.1 (Android 11).
Ich bin immer noch begeistert, was man für den Preis von 275 € so auf die Beine gestellt bekam.

Det
Gast
Det (@guest_103700)
3 Monate her
Antwort an  Daniel

Welchen gcam-mod verwendest du?

Nathanael
Mitglied
Mitglied
Nathanael(@nathanael)
3 Jahre her

Ich erinnere mich noch genau an mein schönes LeEco Le Pro 3. Das Display ist mir 2 Mal bei einem Sturz kaputt gegangen und ich habe es beide Male ausgetauscht. Letzten Sommer quittierte das Smartphone nach etwa 3 Jahren seinen Dienst indem es einfach ausging und keinen Mucks mehr von sich gab.

Gast
Gast
Gast (@guest_70026)
3 Jahre her

Also ich hatte ein LeEco Le Pro 3 AI und finde das es eines der schönsten Smartphones überhaupt ist. Leider gibt es zu dem Gerät keinen wirklichen Test, da es wahrscheinlich schon produziert und nie vorgestellt worden ist. Es hatte einen Helio X27 und deshalb war man auch mit Custom roms nicht gut dran. Jetzt habe ich ein Mi 9T Pro, da mir das LeEco leider geklaut worden ist.

RudiSteirer
Gast
RudiSteirer (@guest_66234)
3 Jahre her

Hatte ein LePro2-einfach ein geniales Teil!

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