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Der Nachfolger der SMS – Was ist RCS und wie nutze ich es?

Die erste Version des Standards SMS wurde 1989 verabschiedet, am 3. Dezember 1992 wurde die erste SMS verschickt. Obwohl das fast 30 Jahre her ist, wurden laut Angaben der Bundesnetzagentur im Jahr 2021 noch 7,8 Milliarden solcher Nachrichten verschickt – nur in Deutschland, wohlgemerkt. Dabei ist der Standard überaus eingeschränkt, mit seinen maximal 160 Zeichen und der fehlenden Möglichkeit, Medien und Sprachnotizen zu verschicken. Klar – es gibt MMS. Die kostet aber auch heute noch zwischen 30 und 50 Cent, was die Nutzung eines Messengers wie WhatsApp oder Telegram deutlich attraktiver macht.

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30 Jahre nach der Einführung von SMS – die Abkürzung bezeichnet eigentlich den Dienst und nicht eine einzelne Nachricht – wäre es doch Zeit für einen Nachfolger, oder? Tatsächlich gibt es den schon seit einigen Jahren in Form von RCS. Das steht für Rich Communication Services, wird von allen drei deutschen Netzanbietern unterstützt und zählt mittlerweile 360 Millionen aktive unterstützte Smartphones. Warum auch ich erst vor einigen Wochen davon erfahren habe und wie ihr den Standard nutzen könnt, schauen wir uns in diesem Artikel gemeinsam an.

Die Geschichte von RCS

Die Entwicklung von RCS begann im Jahr 2008 auf Initiative von Nokia. Seither treibt der Branchenverbrand der Mobilfunkanbieter (GSMA) die Entwicklung voran, vor allem um den immer beliebter werdenden Instant Messenger-Diensten etwas entgegenstellen zu können. So wirklich geklappt hat das mit der Verbreitung allerdings nicht. Das größte Problem war die fehlende Kompatibilität der RCS-Clients – das wurde im Jahr 2016 durch das standardisierte Protokoll Universal Profile 1.0 gelöst.

So richtig Bewegung ist eigentlich erst in das Thema gekommen, als Google den Anbieter Jibe Mobile übernommen und RCS in die App Google Messages integriert hat. Diese ist auf vielen Android-Smartphones standardmäßig installiert und unterstützt das Universal Profile von RCS. Einige Hersteller von Android-Smartphones nutzen alternative Apps, unterstützen aber allesamt den neuen Standard mit demselben Profil. Damit wurde erreicht, dass (nahezu) alle Android-Mobiltelefone untereinander mittels RCS kommunizieren können.

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Die Netzanbieter haben sich ebenfalls Zeit gelassen. Wann genau die deutschen Betreiber RCS in ihren Netzen aktiviert haben, ist nicht mehr zurückzuverfolgen. Das liegt hauptsächlich daran, dass zu Anfang eigene Apps entwickelt wurden, teilweise noch auf Basis alter Protokolle. Das haben Telekom, Vodafone und Telefónica mittlerweile aufgegeben. Heute unterstützen jedenfalls alle Netzanbieter den Standard ohne weitere Einschränkungen. Ausnahmen bilden unter Umständen die Discounter, wobei mit Congstar und Otelo die wichtigsten Provider den Dienst anbieten.

Der aktuelle Stand

Vor allem dank der nativen Integration in Google Messages unterstützen heute mehr als 360 Millionen Smartphones den Standard. Apple unterstützt RCS nicht und weigert sich beharrlich, die drei Buchstaben überhaupt zu erwähnen. Das sorgt immer wieder für lustige Spitzen durch Google – Apple zeigt sich unbeeindruckt. Zwar stehen die Chancen für eine Zusammenarbeit der Konkurrenten derzeit so gut wie nie zuvor, allerdings würde Apple dadurch die Exklusivität von iMessage verwässern. Ich glaube nicht daran, dass es in den nächsten Jahren ein iPhone mit RCS geben wird.

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Aber immerhin können alle Android-Nutzer untereinander kommunizieren, ohne einen Messenger-Dienst nutzen zu müssen. Der große Vorteil von RCS ist nämlich, dass euer Adressbuch nicht an irgendeinen Anbieter übermittelt wird. Zudem werden eure Daten nicht für Werbung verwendet und überdies in keiner Weise analysiert. Unter gewissen Voraussetzungen ist in Google Messages eine sogenannte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung möglich. Dadurch ist RCS mit der Sicherheit von Messengern wie WhatsApp auf Augenhöhe oder übertrifft deren Vorkehrungen sogar.

Der Funktionsumfang von RCS

Im Vergleich zur SMS wurde der Funktionsumfang des neuen Standards ausgebaut. Nachrichten sind nicht mehr in ihrer Länge begrenzt. Zudem sind Gruppenchats möglich. Ihr könnt Sprachnachrichten, Bilder, Videos und euren Standort verschicken. Außerdem sind – wie bei klassischen Messenger-Apps – Lesebestätigungen möglich. RCS bietet euch also den Funktionsumfang eines Messenger-Dienstes, ohne dass ihr einen Messenger installieren müsst und ohne, dass eure Daten mit irgendeinem Anbieter geteilt werden.

Und was kostet das?

Die Nachrichten und Medien werden über euer Datenvolumen oder ein WLAN-Netzwerk verschickt – horrende Preise für den Versand eines Bildes gehören also der Vergangenheit an. Das bedeutet aber auch, dass ihr zum Verwenden des Dienstes außerhalb eurer eigenen vier Wände eine aktive Datenverbindung benötigt. Das sollte mittlerweile eigentlich kein Problem mehr darstellen. So gut wie alle Tarife gewähren euch zudem ein Inklusivvolumen – ihr zahlt also nur den monatlichen Betrag.

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Kurz gesagt: Für die allermeisten Besitzer eines Smartphones mit aktuellem Handyvertrag ist die Nutzung von RCS komplett kostenlos. Die Netzbetreiber erheben keine zusätzlichen Gebühren.

Anleitung: Wie starte ich einen Chat über RCS in Google Messages?

Google Messages Logo e1656362342930Auf meinem Google Pixel 6 Pro ist die App Google Messages vorinstalliert. Auf viele Smartphones anderer Hersteller trifft das ebenfalls zu. Sollte das bei euch nicht der Fall sein, könnt ihr die Anwendung ganz einfach über den Google Play Store kostenlos herunterladen.

Zu Beginn müsst ihr die Chatfunktion in den Einstellungen von Messages aktivieren. Dafür drückt ihr auf die drei Punkte in der rechten oberen Ecke, wählt Einstellungen und drückt dann auf den Reiter Chatfunktionen. Die zweite Einstellung von oben erlaubt euch das Aktivieren der Funktion. Ganz oben wird dargestellt, ob ihr mit dem Dienst verbunden seid oder nicht. Ist dieser erste Schritt erledigt, kann es direkt losgehen.

Auf der Startseite von Messages habt ihr unten rechts die Möglichkeit, einen neuen Chat zu starten. Dort könnt ihr dann wahlweise einen Kontakt auswählen oder direkt eine Gruppe erstellen. Allerdings unterstützen unter Umständen nicht alle Kontakte RCS. Eine eindeutige Kennzeichnung ist nicht vorhanden.

Nachdem ihr einen Kontakt ausgewählt habt, könnt ihr eine Nachricht verschicken. Unterstützt das Smartphone des Empfängers RCS, kommt der neue Standard zum Einsatz. Ist das nicht der Fall, wird einfach eine SMS verschickt. Dafür können gegebenenfalls Kosten anfallen. Bei manchen Kontakten wird vorher bereits angezeigt, ob RCS unterstützt wird. Allerdings nicht bei allen, die es in Wirklichkeit unterstützen. Zumindest bei mir folgt die Kennzeichnung vor dem Versand einer Nachricht keinem erkennbaren Muster.

Die Funktionen innerhalb des Chats

Ist im Chat von SMS/MMS-Austausch die Rede, könnt ihr die Features von RCS nicht nutzen. Steht dort hingegen Chat  – unter Umständen mit einem Schloss, das die aktive Ende zu Ende-Verschlüsselung symbolisiert – stehen euch alle Funktionen zur Verfügung. Dann könnt ihr – wie bei WhatsApp, Threema oder Signal – Sprachnachrichten, Medien und euren Standort verschicken. Der Empfänger kann sich all das dann in seiner Messages-App anschauen und ganz normal antworten.

Ansonsten könnt ihr einen Gruppenchat starten und in den Einstellungen eure Lesebestätigung aktivieren oder deaktivieren. Abgesehen davon gibt es keine weiteren Funktionen – RCS deckt also das ab, was klassische Messenger auch können.

Wird RCS als Alternative zum Messenger Verbreitung finden?

Ich würde mich freuen. Natürlich gibt es tendenziell sichere Messenger wie Threema, aber nur ein Bruchteil meiner Kontakte nutzt einen dieser Dienste. Ein Großteil der Kommunikation läuft dann eben doch per WhatsApp. Das würde ich gerne vermeiden, kann es aber nicht in allen Fällen. Deswegen werde ich in Zukunft häufiger auf RCS in Google Messages zurückgreifen, um Kontakte zu erreichen, die keinen alternativen Messenger benutzen. Die Verbreitung ist dank der Integration in das Android-Betriebssystem mittlerweile überraschend hoch.

Allerdings gibt es eine nicht unerhebliche Anzahl an iPhone-Nutzern. Die kann ich via RCS nicht erreichen – da stellt Apple sich offenbar quer. Hoffentlich leistet Google weiterhin Überzeugungsarbeit und wir erhalten in einigen Monaten oder Jahren einen nativen Kommunikationsdienst, der sowohl von Apple, als auch von Android unterstützt wird. Meiner Meinung nach wäre das ein großer Schritt gegen die Fragmentierung durch allerlei Messenger-Apps. Aber ob es jemals so weit kommt?

Quellen

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Magnitude
Gast
Magnitude (@guest_89187)
1 Jahr her

Wenn es beim Empfänger nicht unterstützt wird, dann sollte es eine Nachfrage geben und nicht einfach MMS verschicken, das geht gar nicht!
Außerdem wüsste ich gerne Alternativen zu der Google App, und zwar werbefreie!
Falls nämlich nur die Handysystemhersteller das anbieten und man sich bei denen registrieren muss, hat das keinen Mehrwert gegenüber Messengern.
Die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist eh Verarsche, da man einfach davor reinschaut.

PanEuropean
Gast
PanEuropean (@guest_89179)
1 Jahr her

Hallo, ich wollte es mal testen. Auf der Seite der Chatfunktionen lässt sich bei mir nichts auswählen, alle Schalter sind ausgegraut. Daher lässt sie sich nicht aktivieren. Hat jemand ne Idee, warum? Danke.

Michael Maaß
Gast
Michael Maaß (@guest_89165)
1 Jahr her

Interessant. Gleich mal ausprobiert. Habe die Google Messenger App vorher auch benutzt aber dachte, das wäre halt genau für die alten Sachen SMS/MMS.

Gurkengott
Mitglied
Mitglied
Gurkengott(@gurkengott)
1 Jahr her

Hallo! “Richtige” Chatgruppen gibt es aber nur als Broadcast, oder? Das heißt ich kann mehrere Menschen anschreiben, aber sie können nur mir antworten und sich nicht untereinander unterhalten..
Ich glaube ich nutze das schon seit Ewigkeiten ohne zu wissen, dass es RCS heißt.

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